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   Harold Dielmann
   Krefelderstr. 24
   50667 Köln
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   +49(0)221 73 10 89
   info[AT]koeln-nls.de


Internationale Petition für den klinischen Ansatz bei Autismus

beruhend auf der Initiative des Psychoanalytischen Instituts des Kindes (Université populaire Jacques Lacan)

Die Verbände,
die Fachspezialisten, die von der Aufnahme, der Behandlung und der Begleitung von autistischen Kindern betroffen sind,
die Eltern, deren Kinder in medizinischen Strukturen oder sozialen Einrichtungen aufgenommen sind,
die betroffenen Bürger, französischer Staatsbürgerschaft oder auch nicht, die alle Unterzeichner dieser Petition sind

- verlangen, dass die Psychoanalyse, deren Forschung und deren Praktiker nicht länger durch mutwillige Unterstellungen, die dazu dienen sollen diese in Verruf zu bringen, diffamiert werden ;

- wünschen, dass die öffentlichen Behörden die legitime Sorge der Familien berücksichtigen ohne die Arbeit, die seit Jahrzehnten von den Fachspezialisten mit autistischen Kindern und Erwachsenen im Rahmen der Psychiatrie, der Konsultationen im privaten Sektor und der sozialen Einrichtungen geleistet wurde, unbeachtet zu lassen. Diese Arbeit zieht, in sehr vielen Fällen, ihren Nutzen aus der psychoanalytischen Ausbildung der Intervenierenden;

- wünschen, dass die Ängste der Familien weder dazu ausgenutzt werden Sündenböcke zu benennen, noch dazu die Fachspezialisten zu verunglimpfen, die sich für die Förderung der Institutionen und Praktiken engagieren, die die Garantie für den Respekt des Kindes und seiner Familie in diesem ihnen ganz eigenen, subjektiven Moment sind;

- vertreten die Meinung, dass in Frankreich die nationale Vertretung in seiner Besonnenheit wissen wird es zu vermeiden sich über ein Problem des öffentlichen Gesundheitswesens zu äußern, welches weit davon entfernt vernachlässigt zu werden, seit langem berücksichtigt wird;

- rufen zur Aufstellung eines Plans auf, der in der Lage ist die notwendigen menschlichen und strukturellen Mittel zur Fortführung der Behandlung und der erzieherischen Begleitung, die die einzigartige Situation eines jeden an Autismus leidenden Kindes und Erwachsenen erfordert, zu gewährleisten.

Die 21 ersten Unterschriften :

1) Professor François Ansermet, Professor für Kinder- und Adoleszenspsychiatrie an der medizinischen Fakultät der Universität von Genf, Abteilungschef der Kinder- und Adoleszenspsychiatrie der universitären Kliniken von Genf, Direktor des universitären Abteilung der Psychiatrie
2) Prof. Guy Briole, ehemaliger Abteilungschef der Psychiatrie des Militärkrankenhauses Val-de-Grâce, Präsident der Dozentenvereinigung der Schule des Val-de-Grâce;
3) Prof. Jean-Claude Maleval, Professor für klinische Psychologie an der Universität Rennes II
4) Prof. Laurent Ottavi, Professor für klinische Psychopathologie, Direktor des universitären multi-site Forschungslabors „Psychopathologie, neue Symptome und soziale Bindung“, EA 40504
5) Dr. Yves-Claude Stavy, Abteilungschef, Chef der Abteilung der Kinder- und Adoleszenspsychiatrie der EPS von Ville-Evrard;
6) Dr. Jean-Daniel Matet, Psychiater, Klinikumshonorarpraktiker, Präsident der Ecole de la Cause Freudienne
7) Herr Leonardo Gorostiza, Präsident der WAP (World Association of Psychoanalisis);
8) Herr Eric Laurent, ehemaliger Präsident der WAP
9) Dr. Alexandre Stevens, Psychiater, therapeutischer Direktor des Courtil in Tournai (Belgien), Lehrkraft der Fortbildungsabteilung der Freien Universität von Brüssel;
10) Dr. Fabien Grasser, Psychiater des öffentlichen Sektors, Verantwortlicher der ‚Unité clinique Jacques Lacan‘ (Psychiatrischer Sektor 91G11);
11) Dr. Armand Zaloszyc, Psychiater, ehemaliger Assistenzarzt der psychiatrischen Kliniken im Elsass, Praktiker des Universitätsklinikums von Straßburg, Koordinationsarzt für Synthesen im CMPP von Straßburg;
12) Dr. Agnès Aflalo, Psychiaterin, Abteilungschefin der CMP des Französichen Roten Kreuzes in Bagnolet, ehemalige Assistenzärztin der psychiatrischen Kliniken (AHHPRP), ehemalige Klinikumspraktikerin;
13) Dr. François Leguil, Psychiater, ehemaliger Klinikumspraktiker in der Klinik von Sainte-Anne (Paris), ehemaliger Praktiker der Krankenhäuser von Paris, ordentliches Mitglied von „Evolution Psychiatrique“;
14) Dr. Luis Solano, ehemaliger Praktiker der Klinik von Sainte-Anne, Koordinationsarzt des Bereiches der ITEP (94000 u. 77000) und von UGECAMIF;
15) Dr. Jean-Robert Rabanel, Psychiater, therapeutischer Verantwortlicher des CTR Nonette;
16) Frau Cynthia Fleury, Schriftstellerin und Philosophin;
17) Frau Blandine Kriegel, Philosophin;
18) Herr Alexandre Adler, Essayist, Leitartikler beim Figaro;
19) Frau Fabienne Servan-Schreiber, Produzentin;
20) Frau Judith Miller, Präsidentin des Stiftungsverbandes des Freudianischen Feldes;
21) Dr. Daniel Roy, Psychiater, Praktiker des CH von Cadillac – CMP (Centre médico-psychologique) von Bordeaux;

Die 3 ersten unterzeichnenden Institutionen :

1) Institut psychanalytique de l’Enfant (Psychoanalytisches Institut des Kindes)
2) Ecole de la Cause Freudienne
3) Association des Psychologues Freudiens (Verband der freudianischen Psychologen)

Übersetzung: Alexandra Fehlauer

UM DIE INTERNATIONALE PETITION ZU UNTERSCHREIBEN : HTTP://WWW.LACANQUOTIDIEN.FR/BLOG/PETITION/


Autismus und Psychoanalyse

Unsere Überzeugungen

Das « Institut psychanalytique de l’Enfant » (das 2009 innerhalb der « Université Populaire Jacques Lacan » gegründet worden ist) hat in den letzten Monaten von einer sonderbaren Kampagne erfahren, die darauf aus ist die Psychoanalyse von der Behandlung autistischer Kinder und Jugendlichen auszuschließen. Diese Kampagne spitzt sich derzeit mit einem Gesetzesentwurf zu, der die Vertreter der Professionellen und die bedeutendsten Familienvereinigungen (UNAPEI) aufgebracht hat. Die besagte Kampagne beruht auf intensivem Lobbying das beste Intentionen vorgibt, nämlich die Konditionen einer gewissen Kategorie der Bevölkerung verbessern zu wollen. In Wirklichkeit geht es diesen Agenten darum massive Subventionen aus der öffentlichen Hand zu bekommen, die zu Gunsten von Konditionierungsmethoden, die den Familien, die besorgt dort Lösungen suchen wo es einen echten Mangel an institutionellen Plätzen gibt, eine vorgefertigte Lösung anbietet. „Das psychoanalytische Institut des Kindes“ vereint Psychoanalytiker und Praktiker spezifischer psychiatrischer Institutionen: Psychologen, Krankenpfleger, Logopäden, Bewegungstherapeuten, Berufstätige im Umfeld der Kinder, Lehrer, Erzieher, Juristen und Ärzte, die seit vielen Jahren für die leidenden Kinder in ihrer psychoanalytisch nach Freud und Lacan und den aktuellsten Fortschritten der klinischen Forschung orientierten Arbeit, wirken. Darum möchte das psychoanalytische Institut des Kindes durch sein Initiativkomitee Stellung nehmen. Es geht darum die Prinzipien die unserem Handeln zu Grunde liegen offen zu legen.

(1)
Erinnern wir uns, dass es in Frankreich seit den 60 er-70er Jahren die Kinderpsychiater und Psychologen, die psychoanalytisch ausgebildet sind anfangen sich um das Schicksal der autistischen Kinder, die bisher in psychiatrischen Spitälern oder geschlossenen Einrichtungen aufbewahrt wurden, zu kümmern. Sie berufen sich auf Frances Tustin, Margaret Mahler, Donald Meltzer und auf die Institution von Maud Mannoni und ihre „Ecole expérimentale de Bonneuil“, auf die Arbeiten von Rosine und Robert Lefort, Schüler von Lacan. Die Gesamtheit dieser Arbeiten gibt den Praktikern -Psychiatern, Psychologen, Krankenpflegern, Erziehern, Logopäden, Bewegungstherapeuten - die Idee einer möglichen Behandlung und Ausarbeitungen, die das Symptom des Subjekt jenseits von Zwang berücksichtigen. Die Tageskliniken im Rahmen der Bewegung der Auflösung der Psychiatrie gedeihen in dieser Perspektive. Es geht darum eine Aufnahme zu gewähren, die nicht auf das Defizit hinweist und die die Eigenheit eines jeden Subjekts berücksichtigt. Die familiäre Situation gehört zu dieser Eigenheit, denn die familiären Konstellationen sind keineswegs alle gleich. Die Eltern werden empfangen und angehört. Die Kinder und die Jugendlichen werden in kleinen Gruppen aufgenommen, für die Teilnahme an „Ateliers“ angesprochen, in denen sich ihre Belange deklinieren lassen können. Bei den Mahlzeiten, in Spielen, dem Studium experimentieren sie mit neuen Verhältnissen zu den Objekten, sowie den Ansprüchen, also all jenem das die Welt aller Kinder strukturiert, dem sich autistische Kinder aber verwehren.

(2)
Diese lange Erfahrung der Diagnostik, der Begleitung der Familien, der auf jeden speziell zugeschnittenen Behandlungsverläufe war der Gegenstand zahlreicher Veröffentlichungen und Aufsatzsammlungen. Sie hätte sich ohne die tägliche Verweisung auf die Psychoanalyse, auf ihre Texte , auf ihre lebendige Lehre, nicht halten können. Wie soll man heute den Platz der Psychoanalyse für die Behandlung des autistischen Kindes situieren? Wir schlagen als Antwort auf diese Frage fünf Schwerpunkte vor:

  • Die analytische Ausbildung, das heisst die Erfahrung der eigenen Analyse gibt den Praktikern ein handfestes Werkzeug um ihre Aktion im Umfeld autistischer Subjekte in angemessener Distanz anzustellen, nämlich in Distanz zu Idealen der Normalisierung oder Normalität, die mit der Begleitung leidender Subjekte unvereinbar ist.
  • Dieser Respekt vor der Position des Subjekts ist der Leitstern der tatsächlich dieser Aktion voransteht. Es handelt sich in keinem Fall darum das Kind oder den Jugendlichen seinen Stereotypien, Wiederholungen, Halluzinationen zu überlassen, aber es geht darum, sie als eine erste Behandlung anzusehen die vom Kind ausgearbeitet wurde um sich zu wehren, und darum in einer stillen Präsenz neue Elemente einzuführen die „die Welt des Autismus“ komplexer machen.
  • Was auf dem Spiel steht ist zunächst, dass sich für das Kind die Angst situieren lässt, beziehungsweise die Perplexität, die in ihm die In-Frage-Stellung eines Anderen auslöst, sowie die Ins-Spiel-Setzung der Körperfunktionen in Zusammenhang mit diesem Anspruch - sich ernähren und sich ernähren lassen, die Objekte der Ausscheidung verlieren, sehen und gesehen werden, hören und von sich hören lassen. Die Psychoanalytiker haben seit langer Zeit die Dimension des Rituals als Substitution bemerkt, die zahlreiche, mitunter unangebrachte symptomatische Züge mit sich bringt. Die Erschaffung oder Entdeckung eines „autistischen Objektes“ durch das Kind, was auch immer seine Form sei, ist oft eine fruchtbringende Ressource um Verbindungen und neue Räume zu schaffen, die freier sind von „autistischen“ Zwängen.
  • Die Psychoanalytiker sind in keiner Weise gegen die Aufnahme autistischer Kinder in den Unterricht. Sie heben im Gegenteil hervor, dass das autistische Subjekt oft schon „an der Arbeit“ ist. Die Autisten, die man für „überdurchschnittlich begabt“ hält legen in dem Bereich von einem massiven Einsatz des Denkens, der Sprache und des kognitiven Bereichs, Zeugnis ab. Sie finden darin unermessliche Bereicherungen. Allgemeiner gesehen versuchen die Praktiker für alle Kinder pädagogische und erzieherische Zugänge zu ermöglichen, die es schaffen sich den sozialen und kognitiven Einzigartigkeiten der autistischen Kinder anzupassen. Lehrende und Erzieher bezeugen innerhalb des Psychoanalytischen Institutes des Kindes ihre Errungenschaften mit dem Kind oder dem Jugendlichen.

- Allerdings erheben sich die Psychoanalytiker mit aller Stärke gegen die Methoden eines "kognitives Trainings“, das in Wirklichkeit eine Methode der Konditionierung des Verhaltens ist. Diese benutzen massives Lobbying bzw. Einschüchterung, um totalitäre und totalisierende Behandlungsweisen zu fördern, die sich für die einzig wahre Behandlungsmethode des Autismus halten. Weit ab von dieser Reduzierung muss man die verschiedenen Herangehensweisen an das Lernen differenzieren. Die Psychoanalytiker und Praktiker der verschiedenen Berufssparten , die im Psychoanalytischen Institut des Kindes vereint sind, erklären sich als ganz besonders verbunden mit den Pflege- und Erziehungssystemen die es in Frankreich gibt, insofern als sie die jeweiligen verschiedenen Verantwortungen zwischen den Berufstätigen der Pflege, der Erziehung und den Eltern aufteilen.

(3)
Die aktuellen Klassifizierungen der geistigen Behinderung – im Speziellen die DSM – schüren eine besondere Verwirrung in der Debatte, indem sie auf gleichem Niveau die Diagnostik der kindlichen Symptome anführen, wie Stottern oder Inkontinenz, "Störungen" („disorders“), die sich auf eine soziale Normalität (so wie „oppositional defiance disorder“ oder die "conduct disorder"), und der Autismus ("autistic disorder"). Der Autismus wird hier in seinen verschiedenen Formen als einzig wahres klinisches Vorkommen der Kategorie "pervasiv developmental disorders" (PPD) isoliert angesehen. Die aktuellen Debatten um die Kontinuität des "Spektrum der Autismen", ob es angebracht ist die sogenannten "Asperger" in der Aufreihung beizubehalten, zeigt auf wie instabil diese Kategorie ist. Innerhalb dieses Spektrums muss man im Detail jene Phänomene der Vereinnahmung des Körpers untersuchen und die fremdartigen und beunruhigenden Erscheinungen, dessen Opfer das Subjekt ist, situieren. Die Psychoanalytiker und die zahlreichen Praktiker die sich an Lacan orientieren, begleiten so viele Kinder und Jugendliche in dieser Ausarbeitung, die es ihnen ermöglicht einen Platz im sozialen und familiären Netz zu behalten oder zu bekommen. Die Eltern können sich folglich dann autorisieren und von dem einen oder anderen Charakterzug ihres Kindes zu sprechen, trotz befremdender Wirkung, dessen Wert hervorheben. Diese Arbeit ist notwendigerweise langwierig, denn sie erfordert es die Andersartigkeit des Kindes zu berücksichtigen, die den Erwartungen und dem Begehren für sein Auf-der-Welt-Sein entgegensteht. Der Psychoanalytiker, der da ist um dieses Leiden aufzunehmen muss das Leiden der Eltern beachten und sie in dieser Prüfung unterstützen.

(4)
Zahlreiche ursächliche Annahmen, genetische, impfungsbezogene, neurokognitive u.a., die als wissenschaftliche Wahrheiten präsentiert werden, oft aber nach Veröffentlichung eines einzigen Artikels dessen Angaben sich nach ein paar Monaten oder Jahren als fehlerhaft herausstellen, beunruhigen die Familien. Diese ursächlichen Annahmen entsprechen der Reduzierung des Autismus auf eine Entwicklungsstörung, die als genetische oder ansteckende Krankheit präsentiert wird. Sie bestärken sich durch das Gesetz über „Behinderung von 2005“, das allerdings keineswegs darauf aus ist so etwas zu behaupten: "Das ist eine Behinderung, also ist es keine Krankheit", aber eine angemessene Orientierung für das Kind zu gewährleisten versucht und eine Hilfe für die Familie darzustellen. Vieles bleibt da zu machen und die Familienvereine sind eine unerlässliche unumgängliche Kraft um die adaptierten Projekte realisierbar zu machen, im Besonderen für die ganz jungen Kinder und die älteren Adoleszenten, sowie junge Erwachsene. In diesem Sinne kann die Ausrufung des Autismus als Nationales Anliegen all jene, die sich um die Pflege für die autistischen Kinder und Jugendlichen bemühen, erbauen.

(5)
Die Psychoanalytiker folgen allen wissenschaftlichen Debatten über die Ursachen des kindlichen Autismus. Welche auch immer diese Ursachen sein mögen: sie dürfen das Subjekt nicht auf eine Mechanik reduzieren. Die Psychoanalytiker tragen den Leiden, denen sie begegnen, Rechnung und unterstützen die Einrichtungen und Praktiken, die garantieren, dass das Kind und seine Familie innerhalb des subjektiven Momentes in dem sie sich gerade befinden, respektiert wird. Sie unterstützen jedes Mal, da wo es möglich, ist die Aufnahme des Kindes in die sozialen Netze. Sie sind nicht Inhaber einer "psychologischen" Wahrheit über den Autismus, sie fördern keine bestimmte "erzieherische Methode". Sie übermitteln eine klare Botschaft für das autistische Subjekt und für dessen Eltern und an alle die, die in Institutionen oder individuell der Herausforderung gerecht werden wollen sie zu begleiten – und die Psychoanalytiker gehören da dazu: Es ist möglich eine andere Welt zu konstruieren als eine Welt der Abwehr und Abschottung. Es ist möglich eine neue Allianz des Subjektes und seines Körpers zu konstruieren. Die Anstrengung aller dient dazu diese Möglichkeit klinisch unter Beweis zu stellen.

Das Initiativkomité des " Institut psychanalytique de l'Enfant"
Mme Judith Miller (Paris) – Dr Jean Robert Rabanel (Clermont Ferrand)
Dr Daniel Roy (Bordeaux) – Dr Alexandre Stevens (Bruxelles)

(Übersetzt von Theresia Erich unter Mithilfe von Harold Dielmann)
Traduction de Theresia Erich et Harold Dielmann (Gruppe Köln/NLS)


10th NLS Congress

Tel Aviv, 16 & 17 June 2012

Reading a Symptom

« J'ai à vous révéler le titre du prochain congrès de la NLS, à vous le justifier et à présenter à ce propos quelques réflexions qui pourront vous servir de repères pour la rédaction des travaux cliniques qu'il appelle.* (...) La question était (...) de déterminer quel accent, quelle inflexion, quelle impulsion donner au thème du symptôme. J'ai pesé ça en fonction de mon cours que je fais à Paris toutes les semaines, où je m'explique avec Lacan et la pratique de la psychanalyse aujourd'hui, cette pratique qui n'est plus tout à fait, peut-être plus du tout celle de Freud. Et deuxièmement j'ai pesé l'accent à donner au thème du symptôme en fonction du lieu, Israël. Et donc, tout bien pesé, j'ai choisi le titre suivant : lire un symptôme, to read a symptom. Ceux qui lisent Lacan ont sans doute ici reconnu un écho de son propos dans son écrit « Radiophonie » que vous trouvez dans le recueil des Autres Écrits page 428. Il souligne là que le juif est celui qui sait lire. C'est ce savoir lire qu'il s'agira d'interroger en Israël, le savoir lire dans la pratique de la psychanalyse.
(...)
La psychanalyse n’est pas seulement affaire d’écoute, listening, elle est aussi affaire de lecture, reading. Dans le champ du langage sans doute la psychanalyse prend-elle son départ de la fonction de la parole mais elle la réfère à l’écriture. Il y a un écart entre parler et écrire, speaking and reading. C’est dans cet écart que la psychanalyse opère, c’est cette différence que la psychanalyse exploite.
(...)
Il s’agit pour moi de mettre en valeur les limites de l’ontologie, de la doctrine de l’être. (...) Ma thèse, c’est que le niveau de l’être appelle, nécessite un au-delà de l’être. (...) Le langage est cette fonction qui fait être ce qui n’existe pas. (...) Le réel, ce serait si l’on veut un être mais qui ne serait pas être du langage, qui serait intouché par les équivoques du langage, qui serait indifférent [au semblant], au make believe.
(...)
C’est à propos du symptôme que la question devient brûlante de penser la corrélation, la conjonction du vrai et du réel. En ce sens, le symptôme est un Janus, il a deux faces, une face de vérité et une face de réel. Ce que Freud a découvert et qui a été sensationnel en son temps, c’est qu’un symptôme ça s’interprète comme un rêve, ça s’interprète en fonction d’un désir et que c’est un effet de vérité. Mais il y a, comme vous savez, un second temps de cette découverte, la persistance dusymptôme après l’interprétation, et Freud l’a découverte comme un paradoxe. (...) Notre pratique va au-delà du point que Freud considérait comme fin del’analyse. (...) On passe bien sûr par le moment du déchiffrage de la vérité du symptôme, mais on arrive aux restes symptomatiques et là on ne dit pas stop. L’analyste ne dit pas stop et l’analysant ne dit pas stop. L’analyse, dans cette période, est faite de la confrontation directe du sujet avec ce que Freud appelait les restes symptomatiques et auxquels nous donnons un tout autre statut. Sous le nom de restes symptomatiques Freud a buté sur le réel du symptôme, sur ce qui, dans le symptôme, est hors-sens.
(...)
Déjà dans Inhibition, symptôme et angoisse, au second chapitre, Freud caractérisait le symptôme à partir de ce qu’il appelait la satisfaction pulsionnelle, « comme le signe et le substitut (Anzeichen und Ersatz) d’une satisfaction pulsionnelle qui n’a pas eu lieu ». (...) C’est évidemment deux chapitres et l’ensemble du livre qui sont à travailler dans la perspective du prochain congrès. (...)
Ce qui distingue le corps de l’être parlant, c’est que sa jouissance subit l’incidence de la parole. Et précisément un symptôme témoigne qu’il y a eu un événement qui a marqué sa jouissance au sens freudien de Anzeichen et qui introduit un Ersatz, une jouissance qu’il ne faudrait pas, une jouissance qui trouble la jouissance qu’il faudrait, c’est-à-dire la jouissance de sa nature de corps. Elle est produite par le signifiant. Et c’est précisément cette incidence signifiante qui fait de la jouissance du symptôme un événement, pas seulement un phénomène. (...) Cette jouissance n’est pas primaire mais elle est première par rapport au sens que le sujet lui donne, et qu’il lui donne par son symptôme en tant qu’interprétable.
(...)
Ce qu’on écoute en fait c’est toujours le sens, et le sens appelle le sens. Toute psychothérapie se tient à ce niveau-là. Ça débouche toujours en définitive sur ceci que c’est le patient qui doit écouter, écouter le thérapeute. Il s’agit au contraire d’explorer ce qu’est la psychanalyse et ce qu’elle peut au niveau proprement dit de la lecture, quand on prend de la distance avec la sémantique – là je vous renvoie aux indications précieuses qu’il y a sur cette lecture dans l’écrit de Lacan qui s’appelle « l’Etourdit » et que vous trouvez dans les Autres Ecrits page 491 et suivantes, sur les trois points de l’homophonie, de la grammaire et de la logique. La lecture, le savoir lire, consiste à mettre àdistance la parole et le sens qu’elle véhicule à partir de l’écriture comme hors-sens, comme Anzeichen, comme lettre, à partir de sa matérialité. Alors que (...) l’interprétation qui se tient purement au niveau de la parole ne fait que gonfler le sens, la discipline de la lecture vise la matérialité de l’écriture, c’est-à-dire la lettre en tant qu’elle produit l’événement de jouissance déterminant la formation des symptômes. Le savoir lire vise ce choc initial, qui est comme un clinamen de la jouissance – clinamen est un terme de la philosophie des stoïciens.
Pour Freud, comme il partait du sens, ça se présentait comme un reste, mais en fait ce reste, c’est ce qui est aux origines même du sujet, c’est en quelque sorte l’événement originaire et en même temps permanent, c’est-à-dire qu’il se réitère sans cesse. (...) L’addiction c’est la racine du symptôme qui est fait de la réitération inextinguible du même Un. (...) C’est en ce sens que Lacan a pu dire qu’un symptôme c’est un et cætera. C’est-à-dire le retour du même événement. (...)
L’interprétation comme savoir lire vise à réduire le symptôme à sa formule initiale, c’est-à-dire à la rencontre matérielle d’un signifiant et du corps, c’est-à-dire au choc pur du langage sur le corps. Alors, certes pour traiter le symptôme il faut bien en passer par la dialectique mouvante du désir, mais il faut aussi se déprendre des mirages de la vérité que ce déchiffrage vous apporte et viser au-delà la fixité de la jouissance, l’opacité du réel. Si je voulais le faire parler, ce réel, je lui imputerais ce que dit le dieu d’Israël dans le buisson ardent, avant d’émettre les commandements qui sont l’habillage de son réel : ‘ je suis ce que je suis’.»
*Jacques-Alain Miller, extraits de sa « Présentation du thème du Congrès de la NLS 2012 » au Congrès de Londres, le 3 avril 2011.
Le texte intégral paraît en français dans la revue Mental n° 26 et en anglais dans Hurly Burly n° 6.

***
Le texte de présentation de Jacques-Alain Miller nous servira de base de travail pour développer plusieurs axes : le devenir du symptôme dans l’analyse (le symptôme au début et le symptôme à la fin), le symptôme déchiffrable et le sinthome non déchiffrable, l’interprétation (versant du sens) et la lecture (versant de la lettre), la singularité (un symptôme) et les types de symptômes (hystérique, obsessionnel, psychotique, les dits nouveaux symptômes...). Nous lirons Freud et Lacan, dans les pas de Jacques-Alain Miller qui relit le Lacan des formations de l’inconscient à partir de son dernier enseignement – ce qui ne rend pas le premier caduque et ne nous dispense pas de faire ce parcours à nos propres frais, en y mettant du nôtre dans la lecture. Une bibliographie succincte et des textes de référence seront mis en ligne tout au long de l’année de préparation au Congrès : www.amp-nls.org
Anne Lysy



10th NLS Congress

Tel Aviv, 16 & 17 June 2012

Reading a Symptom

“It falls to me to reveal the title of the next Congress of the NLS, to justify it before you and set out a fewpoints of reflection that will be able to serve as markers when it comes to writing up the clinical texts this title calls for. * (...) The question was (...) one of determining what kind of stress, inflexion and impetus to be given to the theme of the symptom. I’ve weighed this up by drawing on the Course I give in Paris each week, where I examine Lacan and the practice of psychoanalysis today, this practice no longer being altogether that of Freud. Indeed, perhaps it is not at all that of Freud. Secondly, I weighed up the stress to be given to the theme ‘the symptom’ with regard to the place, Israel. And thus, all things considered, I have chosen the following title: Reading a Symptom. Those who read Lacan have no doubt recognised an echo of his remark in ‘Radiophonie’ that you will find on page 428 of the collection Autres écrits. He underlines that the Jew is ‘he who knows how to read’. This knowing how to read is what will be examined in Israel, knowing how to read in the practice of psychoanalysis.
(...)
Psychoanalysis isn’t simply a matter of listening, it is also a matter of reading. In the field of language, psychoanalysis doubtless finds its point of departure in the function of speech, but it refers it to writing. There is a gap between speaking and reading. Psychoanalysis operates in this gap. It exploits this difference.
(...)
For me, it is a question of highlighting the limits of ontology, the doctrine of Being. (...) My thesis is that the level of Being calls upon, necessitates, a beyond of Being. (...) Language has the function of bringing that which doesn’t exist into Being. (...) The real would be, as it were, a Being, but one that would not be a Being of language, one that would be untouched by the equivocations of language, one that would be indifferent to make-believe.
(...)
It is with regard to the symptom that we meet the burning question as to the correlation, the conjunction between the true and the real. In this sense, the symptom is Janus-like, two-faced, with a face of truth and a face of the real. What Freud discovered, and which was sensational at the time, was that a symptom can be interpreted like a dream, that it can be interpreted in accordance with a desire, and that it is a truth-effect. But, as you know, there is a second phase to this discovery: the symptom’s persistence after interpretation. Freud uncovered this as a paradox. (...) Our practice goes beyond the point Freudconsidered to be the end of analysis. (...) Of course, one passes through the moment of deciphering the truth of the symptom, but one gets to the symptomatic remainders and refrains from saying ‘stop’. The analyst doesn’t say ‘stop’ and nor does the analysand. During this period, the analysis consists in the subject’s direct confrontation with what Freud called symptomatic leftovers, and to which we give an altogether different status. Under the name of symptomatic leftovers, Freud came up against the real of the symptom. He came up against that which in the symptom falls wide of meaning.
(...)
Back in the second section of ‘Inhibitions, Symptoms and Anxiety’, Freud was already characterising the symptom on the basis of what he called drive satisfaction, ‘as a sign of, and a substitute for [Anzeichen und Ersatz], a drive satisfaction which has remained in abeyance.’ (...)These two sections, along with the article as a whole, clearly need to be worked on with an eye to the next Congress. (...)
What singles out the body of the speaking being is the fact that his jouissance feels the impact of speech. Indeed, asymptom vouches for the fact that there has been an event that has marked his jouissance in the Freudian sense of Anzeichen, which introduces an Ersatz, a jouissance there ought not to be, a jouissance that troubles the jouissancethere ought to be, i.e. jouissance of its nature as a body. It is produced by the signifier. It is precisely this impact of the signifier that makes the symptom an event, and not simply a phenomenon. (...) This jouissance is notprimary, but it is primary with regard to the meaning the subjects gives it, and which he gives it through his symptom in as much as it can be interpreted.
(...)
In fact, what we listen for is always meaning. And meaning calls for more meaning. All the different psychotherapies stick at this level. They always wind up with thepatient having to listen to the therapist. For us, on the contrary, it is amatter of exploring what psychoanalysis is and what it can do at the level of reading strictly speaking, when one distances oneself from semantics. Here I would refer you to the precious indications on reading that can be found in Lacan’s text ‘L’Étourdit’, which you will find on page 491 and after, on the three knotting points of homophony, grammar and logic. Reading, knowing how to read, consists in putting distance between speech and the meaning itcarries, based on writing as outside-meaning, as Anzeichen, as letter, based on its materiality. Whilst (...) the interpretation that stays purely at the level of speech only swells up meaning, the discipline of reading targets the materiality of writing, i.e. the letter in so far as it produces the event of jouissance that is decisive for the formation of symptoms. Knowing how to read targets this initial shock, which stands as something like a clinamen of jouissance – clinamen is a term from the philosophy of the Stoics.
For Freud, since he started off from meaning, this presented itself as a leftover, but in fact this leftover is what lies at the very origin of the subject. It is, in a way, the original eventand, at the same time, a permanent event, one that is ceaselessly reiterated. (...) Addiction lies at the root of the symptom which is made from the reiteration of the same One. (...) It was in this sense that Lacan said the symptom is an et cetera, the return of the same event. (...)
Interpretation as knowing how to read aims at reducing the symptom to its initial formula, i.e. the material encounter between a signifier and the body, the pure shock of language on the body. So, admittedly, to treat the symptom you have to pass through the shifting dialectic of desire, but you also have to rid yourself of the mirages of truth that this deciphering brings you and aim beyond, at the fixity of jouissance and the opacity of the real. If I wanted to make this real speak, I would impute to it what the God of Israel says out of the midst of the burning bush, before issuing the commandments that clothe His real: I AM THAT I AM. ”
*Jacques-Alain Miller, extracts from his ‘Presentation of the Theme for the Tenth Congress of the NLS’, delivered at the NLS Congress in London, 3 April 2011.
The text in full will appear in the journal Mental 26 in French, and in English translation in Hurly Burly 6
(Translated from the French by Adrian Price)


The text of Jacques-Alain Miller’s presentation will serve as our basis for work in developing several axes: what becomes of the symptom in analysis (the symptom at the beginning and at the end); decipherable symptom and the non-decipherable sinthome; interpretation (on the side of meaning) and reading (on the side of the letter); singularity (a symptom) and types of symptoms (hysteric, obsessional, psychotic, the so called new symptoms…). We read Freud and Lacan, in the footsteps of Jacques-Alain Miller who re-reads the Lacan of the formations of the unconscious from the vantage point of Lacan’s last teaching – which does not make the former obsolete and does not save us from going on this route ourselves, by putting ourselves into the reading. A short bibliography and reference texts will be put online throughout the year of preparation for the Congress: www.amp-nls.org
Anne Lysy
(translated by Natalie Wulfing)

 

Rechtshinweis